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Die Wildspitze findest Du links oberhalb der Beschriftung in 1 m Entfernung. Die Wildspitze in Tirol ist mit 3.768 Metern der zweithöchste Berg Österreichs. Der mühsame Aufstieg wird mit einem herrlichen Rundblick auf die Ötztaler Alpen belohnt. Da die Schneebedeckung des Nordgipfels durch die Klimaerwärmung wegschmilzt, wird inzwischen der Südgipfel für die Höhe der Wildspitze herangezogen. Schon um 1840 fanden Alpinist*innen den Weg nach Vent im Pitztal, wo die Wildspitze als große Herausforderung lockte: Zum einen war der Berg stark vergletschert, zum anderen erschwerte die sauerstoffarme Luft in knapp 4000 Metern Höhe den Aufstieg. Die Tour erfordert bis heute eine gute Kondition und war anfangs nur mit Hilfe von Führern und Trägern zu meistern. Zudem war der Aufstieg nicht an einem Tag zu schaffen. Deshalb engagierten sich bald nach der Gründung des Alpenvereins die Sektionen aus Breslau, Braunschweig und Frankfurt am Main im Umkreis der Wildspitze mit dem Bau von Hütten und Wegen. 1874 stellten die Frankfurter im Pitztal die Taschach-Hütte fertig. Von dort aus führt der Weg über den Taschachferner zur Wildspitze. Noch wichtiger für den Aufstieg wurde die 1882 errichtete Breslauer Hütte auf 2.844 Metern Höhe. Bis weit ins 20. Jahrhundert kamen die meisten Alpenvereinsmitglieder aus wohlhabenden, patriarchal geprägten, bürgerlichen Kreisen mit ihren Geschlechteridealen von Ehe und Mutterschaft für Frauen. Zahlreiche Sektionen nahmen deshalb Frauen nur als B-Mitglieder auf, und zwar dann, wenn ihre Männer oder Väter bereits A-Mitglieder waren. Doch Sektionen wie zum Beispiel Heidelberg, München, Wien, Prag und Frankfurt am Main gewährten den Frauen von Beginn an die A-Mitgliedschaft. In den Veröffentlichungen der Sektionen und des Alpenvereins wurden Erstbesteigungen oder schwierige Touren der A-Mitglieder stets gewürdigt, jene der B-Mitglieder jedoch nicht. Damit verschwiegen und missachteten die Sektionen große bergsteigerische Erfolge von Frauen. Anders die Sektion Frankfurt: Dort gab es 1876 den Hinweis auf die herausragenden Leistungen von „Fräulein Anna Voigt aus Erfurt“, die den Ortler und weitere anspruchsvolle Gipfel erklommen hatte. Kurz vorher war die wohlhabende Kaufmannstochter der Sektion Frankfurt beigetreten. Im Folgejahr bezwang sie das Matterhorn und weitere 4000er. Danach rühmte die Damenzeitschrift „Bazar“ Anna Voigt als die „Kühnste der Kühnen“. Kein Wunder, denn es gab kaum Hütten und Wege und erst wenige geschulte Führer. In den nächsten Jahren bestieg sie viele Gipfel in den West- und Ostalpen. An der Wildspitze bewies sie 1884 ihr Können. Die besten Bergsteiger ihrer Zeit zollten ihr großen Respekt, manche schätzten sie als Seilpartnerin. 1920 starb sie 73-jährig und die Sektion Frankfurt ehrte sie im Nachruf als bedeutende Pionierin des Alpinismus.