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Der Großglockner erhebt sich auf dem Alpenrelief rund 1 m oberhalb der Beschriftung. Seit der um hundert Meter höhere Ortler an Italien gefallen war, ist der Großglockner der höchste Berg Österreichs. Im Nationalpark Hohe Tauern liegend, ist er umgeben von schmelzenden Gletschern, botanischen Raritäten, von Wegen, Steigen, Hütten, Hotels, Parkplätzen, Straßen und Stauseen. Damit versinnbildlicht er mehr als das bekannte Postkartenmotiv aus dem „Land der Berge“. In den Jahren um 1780 näherten sich Naturforscher dem Großglockner. Der mächtige Gletscher der Pasterze, die Gesteine der Hohen Tauern und die alpine Pflanzenvielfalt weckten ihr Interesse. „Ich habe noch niemals“, schreibt Belsazar Hacquet im Jahr 1779, „einen so hohen Berg so gespitzt gesehen, als dieser ist“. Hacquet wies auch den Weg auf den noch unbestiegenen Berg, den dann die Erstbesteiger in den Jahren 1799 und 1800 nahmen. Diese ersten Versuche zeigten schon die nötigen Hilfsmittel: Kundige Führer, Unterstände, neben Seilen auch Hacken und Leitern. In den folgenden Jahrzehnten zogen weiterhin Wissenschaftler und Neugierige zur Pasterze und zur Gamsgrube. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts folgten vermehrt Alpinist*innen, die den Gipfel anstrebten. Mit Johann Stüdl und Karl Hofmann, den beiden Mitbegründern des Alpenvereins, erreichte der organisierte Alpinismus den Großglockner: Sie fanden und befestigten neue Anstiege und Übergänge und rüsteten Führer aus. Die Stüdl-Hütte und die Hofmanns-Hütte ermöglichten den Aufstieg von Kals aus. Der weiteren alpinen Erschließung der Umgebung folgten wirtschaftliche Unternehmungen. Frühe Pläne für eine Bahn zum Glocknerhaus oder gar zur Adlersruhe erwiesen sich als unrealistisch. Ernsthafte Proteste gab es im Jahr 1914: Die ganze Pasterzenumgebung mit dem Großglockner sollte an einen Industriellen verkauft werden. Dies war der Anstoß für Albert Wirth, diese Landschaft dem Alpenverein anzuvertrauen. Er vermittelte den Kauf und bezahlte den Kaufpreis. Der Alpenverein sollte die Gebirgsnatur vor dem Zugriff wirtschaftlicher Nutzung bewahren. Dieses Gebiet bildet den Kern des Nationalparks Hohe Tauern, der freilich erst nach Jahrzehnten verwirklicht wurde. Die wirtschaftlichen Begehrlichkeiten nahmen zu. Die Betreibergesellschaft der Großglockner-Hochalpenstraße erweiterte die Nord-Süd-Verbindung über Fuschertörl und Hochtor nach Heiligenblut zunächst um einen Abstecher zur Franz-Josefs-Höhe. Sie plante einen Seilbahnbau mit Straße, Talstation und Parkplätzen in der streng geschützten Gamsgrube im Besitz des Alpenvereins. Dies konnte verhindert werden. Für einen Fußweg durch die Gamsgrube wurde der Alpenverein jedoch enteignet. Die Energiewirtschaft wiederum zapfte den Gletscher an: Der Alpenverein musste ein Grundstück am damaligen unteren Ende der Pasterze, die Margeritze, verkaufen, um der sicheren Enteignung zuvorzukommen. Und noch einmal verlor der Alpenverein gegenüber wirtschaftlichem Nutzen: Für die Gletscherbahn vom letzten Parkplatz zur Pasterze wurde er ein weiteres Mal enteignet. Was im 20. Jahrhundert von vielen als erfolgreiche Symbiose aus Technik und Natur gefeiert wurde, war für Naturschützer und Alpenverein ein schwerer und kurzsichtiger Eingriff in die Gebirgslandschaft. Währenddessen schmolz die Pasterze dahin. Um 1856, als das Kaiserpaar Franz Josef und Sisi sie besuchte, hatte sie ihren Höchststand erreicht. Heute liegt sie dem Glockner als Lacke zu Füßen. Die Hofmanns-Hütte verlor ihre alpine Funktion und wurde abgebrochen. Der Gamsgrubenweg kann nur mit Galerien und Schutzbauten erhalten werden. Der Großglockner, stets als majestätisch und erhaben beschrieben, ragt weiter über die sich durch Technik und Klimawandel stark verändernde Landschaft hinaus.